Wie die FDP die Impfbereitschaft unter Jugendlichen steigern möchte!
Ein Leserbrief an die Oberhessische Presse
Im November 2020 meldete das RKI-Dashboard 7.495 neue Fälle von Covid-19. (1) Das war am 08. November 2020 und damals standen noch keine Impfstoffe zur Verfügung. Der Lockdown „light“ war gerade erst verordnet worden und es war offen, ob er zu einer Senkung der Infektionszahlen führen würde.
Nun, ein Jahr später, am 08. November 2021 wurden doppelt so viele neue Fälle positiv getesteter Personen gemeldet, trotz zwischenzeitlich erfolgter Massen-Impfkampagne. Das vermeintliche Narrativ „die Impfung macht alles besser“ lässt sich somit statistisch nicht bestätigen, obwohl ca. zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung die Impfungen erhalten haben.
Fakt ist jedoch, dass im Moment ca. 2700 der aktuell bundesweit verfügbaren ca. 22.000 Intensivbetten mit Covid-19-Fällen belegt sind. (2) Dabei muss man sich vor Augen führen, dass die Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten im letzten Jahr 2020 in der Summe lediglich 4 % der Gesamtbettenzahl betrug. Unberücksichtigt ist dabei die Notfallreserve von ca. 10.500 zusätzlichen Betten. Zudem soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass die Zahl der Intensivbetten im letzten Jahr um mind. 4500 verringert wurden (3).
Allein auf den „Inzidenzwert“ abzustellen, wurde zwar bereits vor Monaten endlich auch von der Regierung als untauglich anerkannt, aber er wird weiterhin medial ungefiltert genutzt. Grundsätzlich sollte die Auslastung der Intensivbetten, im Hinblick auf den Anteil von Covid-
19-Patienten, der zu nutzende Maßstab sein.
Gerade einmal 5 Betten der 135 in diesem Landkreis verfügbaren Betten sind mit Covid-19-Patienten belegt!
Dennoch bringt die FDP-Fraktion des Kreistages nun einen Entwurf ein, der vorsieht, Impfbusse vor Schulen einzusetzen und Schüler, einen Gutschein in Höhe von 20,-€ auszuhändigen, um einen „konkreten Anreiz“ zur Impfung zu liefern. (4)
Dieses Vorhaben – sollte der Kreistag ihm zustimmen – ist nicht nur moralisch und ethisch unvertretbar, sondern auch rechtlich betrachtet, kann dies eine Ordnungswidrigkeit nach § 7 Absatz 1 Satz 1 und nach § 11 Absatz 1 Satz 7 des Heilmittelwerbegesetz (HWG) darstellen. (5) Es ist grundsätzlich gesetzlich verboten, mit Arzneimittel zu werben. Daran haben sich auch Landkreise zu halten.
Ein Gutschein im Wert von 20,- € ist für einen Schüler mehr als ein kleiner Anreiz, oft mehr als ein monatliches Taschengeld.
Welchen Vorteil den Minderjährigen diese Impfung bieten kann, erläutert die FDP in ihrem Antrag nicht. Eine sterile Immunität kann, wie auch bei Erwachsenen, mit der Impfung nicht erreicht werden. Es besteht also weiterhin das Risiko andere Personen anzustecken, sofern man denn am Sars-CoV2-Virus erkrankt ist. Es suggeriert daher den Familien eine scheinbare Sicherheit, die es aber mit der Impfung tatsächlich nicht geben kann. Kinder und Jugendliche haben insgesamt eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit schwer an Covid-19 zu erkranken. Eine Risiko-Nutzen-Analyse spricht somit nicht für eine Impfung dieser Altersgruppe.
So weist „Statista.com“ (Stand: 04. November 2021) in den Altersgruppen von 0-9 Jahren und von 10-19 Jahren jeweils 17 Corona-Tote seit Beginn der Notlage aus, also 34 insgesamt in der Gruppe von 0-19 Jahren. (6) Davon abgesehen, dass diese Statistik deutlich weniger Covid-19-Tote listet als das RKI-Dashboard, beträgt der Anteil der Menschen, die bereits über 70 Jahre alt waren über 85 %. Alle anderen Altersgruppen haben also ein eher geringes Risiko an Covid-19 zu sterben.
Im Sicherheitsupdate der Europäischen Arzneimittelbehörde vom 06. Oktober 2021 findet sich zudem die Zahl von unerwünschten Nebenwirkungen: 360.000 Meldungen! (7) Aber darüber werden die Menschen hierzulande nicht informiert.
Es ist absolut verwerflich und falsch, Minderjährige mit finanziellen Anreizen zu einer Impfung zu bewegen, statt durch medizinische Begründung den Nutzen der Impfung darzulegen. Im Grunde steht für die FDP nur im Vordergrund: Mit Bezahlung anstatt durch Argumente zu überzeugen!
Der Antrag der FDP muss vom Kreistag deshalb abgelehnt werden, da er nicht nur unserer Ansicht nach gegen Recht und Gesetz verstößt, sondern den Kindern ein völlig falsches Signal setzt. Der Kreisverband Marburg-Biedenkopf von „dieBasis“ lehnt dieses Vorgehen ab.
Wir sind für eine freie Impfentscheidung, ganz besonders bei den Kindern, bei denen die Fürsorge und die Entscheidungshoheit bei den Eltern liegt. Dies völlig ohne Druck, gleich welcher Art und ohne derartige Anreize.
dieBasis – Kreisverband Marburg-Biedenkopf
Quellen
(1) RKI-Dashboard
https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4/page/page_1/
(2) DIVI-Intensivregister
https://www.intensivregister.de/#/index
(3) ARD-Mediathek, Anne Will vom 31. Oktober (ab Minute 28:03)
(4) Antrag der FDP-Fraktion zur Kreistagssitzung
(5) Heilmittelwerbegesetz im Internet
https://www.gesetze-im-internet.de/heilmwerbg/BJNR006049965.html
(6) Statista.com (Statistik zu den Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19)
(7) Sicherheitsbericht der EMA zu Comirnaty, dem Impfstoff von BioNTech vom 06. Oktober
2021 (englisch)